Schattenwelt oder Dunkelheit?
Schatten und Dunkelheit sind nicht das Gleiche, dennoch, wenn viele über Heilung sprechen, wird oft „das Dunkle“ mit der Schattenwelt gleichgesetzt. Das Dunkle, die Dunkelheit, das Schwarze ist auch leuchtend, wenn es rein ist. Es ist der Raum, der alles erschafft, die Leinwand, auf der Licht erscheint. In alten Zivilisationen wurde der Nachthimmel mit den Sternen stets als die Gebärmutter der Göttin betrachtet. Heute wissen wir, dass, wenn wir Aufnahmen vom inneren der Gebärmutter von Frauen machen, dass sie dunkel und leuchtend ist, wie der Sternenhimmel. Ich frage mich, ob vielleicht deshalb die werdenden Mütter in den Quero Völkern der Anden die Sternenformationen für ihr Neugeborenes in ihren Träumen sehen und dann als Muster in die Decke für ihr Kind weben, während sie noch schwanger sind. Sehen diese Mütter in ihren Träumen die Sterne da oben oder die funkelnden Sterne im Inneren, wo das Baby sich formt?
Schatten allerdings ist anderes. Schattenwelten und Projektionen sind stets unwahr. Sie haben einen Filter oder eine Reflektion, die nicht dem Ursprung, dem Wahren entspricht. Das sieht man etwa sehr klar an dem Schatten, den der Mond oder die Sonne in Landschaften hervorbringen. Der Schatten des Baumes kann viel größer oder viel kleiner sein als der Baum selber. Wenn man nur auf den Schatten sieht, wird der Baums selber nicht gesehen. In der Nacht mit Mondlicht können einem Schatten sogar Angst machen, aber wenn man sieht, wie klein das Tier hinter dem Schatten ist, hat man keine mehr. Ebenso kann es umgekehrt geschehen: Man sieht nur den kleinen Schatten, aber merkt nicht, dass da ein großer Bär steht. Man sieht nicht das Wahre.
Ob Licht oder Dunkelheit, es ist helfend, die Wahrheit zu sehen. Sich in der Dunkelheit bewegen zu können, ist genauso wichtig wie im Licht. Licht kann blenden, Dunkelheit kann blind machen. Man muss lernen, beides navigieren zu können, um klar sehen, spüren und wählen zu können. Ich spreche natürlich auch metaphorisch. Man muss Menschen, Situationen etc. klar sehen und navigieren können. Das erfordert, dass man auch das sieht, was man nicht mag oder was in einem selber oder anderen unbequeme Gefühle hervorruft (es ist ja nicht das Ziel oder die Intention, es unbequem zu machen, aber man muss tolerieren können, wenn es passiert), denn nur so kann man lernen, heilen und wachsen bzw. klar im Leben wählen.
Was man entweder aus der Dunkelheit ins Leben ruft oder im Licht sehen muss ist wichtig. Seinen Gefühlen oder den Ängsten gerecht zu werden, diese zu stärken und zu wählen, nur die Schattenwelt (oder Scheinwelt) zu sehen, ist nicht helfend. Ein Beispiel der Schattenwelt und Projektionen ist etwa, wenn man das annimmt, was andere über Menschen oder Situationen sagen, ohne sich selber eine klare Meinung von dem Menschen oder der Situation zu machen oder sich zu bemühen, diese Situation oder den Menschen selber wahrhaftig kennenzulernen, ohne Voreingenommenheit. Die Dunkelheit schafft, das Licht erleuchtet. Schatten und Projektionen verbergen oder verzerren.
Bei der Heilung geht es stets darum die Schatten und Projektionen loszulassen, damit man die Wahrheit und das Reelle sehen kann, egal, ob es mag oder ob es einem Angst macht oder nicht. Nur so kann man dann eine Wahl treffen, die sich an der (inneren und äußeren) Realität orientiert, anstatt an etwas Projektiertem oder Unechtem. Dazu muss man auch schon etwas Mut haben und stark sein - und vielleicht zunächst ein wenig Hilfe bekommen - damit man seiner eigenen inneren Welt mit Klarheit, Weisheit und Mitgefühl ins Auge sehen kann und damit man aus dieser inneren Klarheit und Weisheit mit offenen Augen für die Welt da Draussen - durch die Liebe im Herzen - etwas Stimmiges, Gesundes und Geheiltes an Taten wählen und das Leben beschreiten kann.
Als nächstes: Hinweise nach einer Sitzung.
​